Der Isar-Plan

"Neues Leben für die Isar"

Hintergrund

Vom Wildfluss zum „Kulturfluss“…..

Mitte des 19. Jahrhunderts begann der systematische Ausbau der Isar – die Ufer wurden befestigt und der unbändige Fluss in ein kanalartiges Korsett gezwungen. Mit Beginn der Wasserkraftnutzung seit Anfang des 20. Jahrhunderts waren weitere regulierende Maßnahmen nötig. Vom Charakter des ursprünglichen Wildflusses war nicht mehr viel übrig.

… und wieder ein gutes Stück zurück.

In den 80er-Jahren konkretisierte sich allmählich ein Umdenkprozess. Die Renaturierung der Isar wurde zum Thema, der sogenannte Isar-Plan geboren.

Die Hauptziele des Isar-Plans sind:

  • die naturnahe Umgestaltung der Isar
  • die Verbesserung der Hochwassersicherheit sowie
  • die Verbesserung der Erholungsfunktion.

Der Isar-Plan ist ein Gemeinschaftsprojekt der Landeshauptstadt München und des Freistaates Bayern, vertreten durch das Wasserwirtschaftsamt München.
Auf einer Strecke von 8 Kilometern wurde bzw. wird die Isar zwischen der Wehranlage Großhesselohe und dem Deutschen Museum naturnah umgestaltet, nebenbei erhalten die Münchner auf diese Weise einen modernen Hochwasserschutz.

Planung Braunauer Brücke bis Museumsinsel Bild vergrössern Gesamtplan

Die Weideninsel

Der innerstädtische Abschnitt des Isar-Plans nahm immer mehr Gestalt an. In den bereits fertig gestellten Bauabschnitten ließ die Natur mit ihrem Grün mehr und mehr die Spuren der baulichen Aktivitäten vergessen. Die wieder aufblühenden Hochwasserwiesen erfreuen seitdem Spaziergänger, Jogger und „Walker“. Flache Kiesufer laden zum Verweilen und Sonnenbaden ein. Auf den Freitreppen der Wittelsbacherbrücke am Ostufer ist bei schönem Wetter kaum ein Plätzchen zu ergattern.

Befestigter Einlauf in Seitenarm Bild vergrössern Weideninsel

Da ließ sich kaum jemand stören, als die Baugeräte Anfang 2009 wieder am Werk waren. Allem „Hochwasser“ im zurückliegenden Sommer zum Trotz wurde auch der vorletzte Abschnitt mit seinem Highlight, der Weideninsel, rechtzeitig vollendet. Die schönen alten Weiden am Ufer der Isar wurden nach dem Willen der Bürgerschaft erhalten. Sie zieren jetzt eine Insel, die ein neuer Nebenarm der Isar vom Ufer trennt und die das Zeug zu einen neuen „Kultplatz“ am Wasser hat. Vom Flachufer gegenüber lässt sich das neue Ambiente von Treppenstufen aus genießen. Für den Menschen unzugänglich soll sich die Insel in erster Linie zu einem Refugium für Tiere und Pflanzen entwickeln. Die „Deutsche Tamariske“, eine seltene, jedoch für die Isar typische Pionierpflanze wurde bereits wieder angesiedelt. Eine Art, die in der Stadt München zum letzten Mal vor 60 Jahren nachgewiesen wurde.

Zurück zur Natur Bild vergrössern Zurück zur Natur

Symbolträchtig wurde beim FÖJ-Jahrestreffen junger Menschen, die ein „Freiwilliges Ökologisches Jahr“ absolvieren, in einer Gemeinschafts-g Aktion mit der Umweltstaatsekretärin Melanie Huml Weidenstecklinge in die Steinpackungen der Ufersicherung der Insel eingebracht. Die Stabilisierung der neuen Ufer unterstützend fördern sie eine rasche Entwicklung der Insel zu einem naturnahen Standort. Zu Gute kommt dem neuen Eiland auch das Hochwasser im Juni 2009, das mit seiner Fracht natürliches Material auf der Insel abgelagert hat. Das Schwemmgut aus dem Oberlauf der Isar enthält Samen, die für eine charakteristische Pflanzenvielfalt auf der Weideninsel sorgen werden.

FÖJ-Pflanzaktion auf der Weideninsel Bild vergrössern FÖJ-Pflanzaktion auf der Weideninsel

Die neuen Ufer wurden so flach als möglich gestaltet. Die Sicherungen aus Wasserbausteinen sind, wie in den vorangegangenen Abschnitten, wieder mit Rasensoden aus dem Isarvorland und in der Wasserwechselzone mit Isarkies überdeckt. Schon während der Bauzeit haben die Menschen die stadtnahen Kiesstrände für sich entdeckt. Die Isar-Treppen mit Inselblick sind bereits ein beliebter Aufenthaltsort am Wasser.

Auch für die Verbesserung der Lebensräume im Fluss haben die Projektverantwortlichen viel getan. Zahlreiche Fischunterstände und Quartiere für weitere Wasserlebewesen am „ehemaligen“ Isarufer zeugen für einen sensiblen Umgang der Wasserbauer mit dem kühlen Nass. Entlang des unwiderruflich hart verbauten Westufers bereichern Steinwürfe die Unterwasserwelt. „Große Nester“ aus Steinen und Wurzelstöcken bieten Unterschlupf und Wohnstuben für Jungfische. Mehr als 400 Tonnen Wasserbausteine wurden hierfür unter der Wasserlinie eingebaut.

Das Finale

Die lang ersehnte Umsetzung des letzten Isar-Plan-Abschnitts begann Anfang November 2010 und konnte Anfang Juni 2011 abgeschlossen werden. Damit wurde ein großartiges und einmaliges Projekt, das mit den ersten Umgestaltungen vor 11 Jahren an der Isar im südlichen Stadtgebiet von München seinen Anfang nahm, vollendet.

Weideninsel im Übergang zum letzten Bauabschnitt Bild vergrössern Weideninsel im Übergang zum letzten Bauabschnitt

Der letzte Teil schließt nahtlos an den sogenannten Abschnitt „Weideninsel“ an, welcher 2009 entstand und sich seither mit seinen neuen flachen Ufern und einladenden Sitzstufen großer Beliebtheit erfreut. Ein Jahr der Baupause war nötig, um den letzten, technisch anspruchsvollsten Teil südlich des Deutschen Museums zu planen und unter den Beteiligten abzustimmen. Hier treffen wie in keinem vorherigen Bauabschnitt vielfältige Interessen und Nutzungen in besonderer Weise zusammen. Als innerstädtischer Abschnitt hat das Stadtbild mit seinen Denkmal geschützten Brücken einen besonderen Stellenwert. Auch die Ansprüche an Freizeit und Erholung sind durch die Vielzahl Erholungssuchender in der Stadt in besonderem Maße zu berücksichtigen. Gleichwohl hat gerade dieser Abschnitt mit seiner Lage nahe der Innenstadt einen besonderen Stellenwert für das Zusammenspiel von Mensch und Natur. Nicht zuletzt ist das Naturjuwel „Kleine Isar“ ein urban bedeutsamer Lebensraum für zahlreiche Tier und Pflanzenarten.

Die Kleine Isar Bild vergrössern Die Kleine Isar

Die besondere Herausforderung, die der letzte Bauabschnitt an die Planer stellte, lag in der Aufteilung des Isarwassers in „Große und Kleine Isar“. Dabei müssen sowohl den Anforderungen an einen ausreichenden Hochwasserschutz als auch den besonderen Bedingungen der „Kleinen Isar“ Rechnung getragen werden.

Der heutige Wasserzufluss in die „Kleine Isar“ wird über ein biologisch durchgängiges, naturnah gestaltetes Nebengewässer geregelt. Die Überleitung von der „Großen Isar“ wurde dabei so gestaltet, dass der naturnahe Gewässerabschnitt der „Kleinen Isar“ mehr Wasser und Geschiebe als bisher erhält, um den dort lebenden Fischen und Kleintieren verbesserte Lebensbedingungen zu bieten.

Nachdem numerische Berechnungen die Strömungsverhältnisse und den Geschiebetransport nicht ausreichend abbilden konnten, wurden an der Versuchsanstalt für Wasserbau in Obernach der Technischen Universität München in Zusammenarbeit mit der Universität Innsbruck mittels eines physikalischen Modelversuchs die Gerinnestrukturen optimiert.
Die komplizierten Strömungsverhältnisse und der dynamische Geschiebetransport wurden mit einem Modell im Maßstab 1:20 simuliert. Die „100-Meter-Isar“ mitsamt den Brücken wurde dabei originalgetreu und überdacht im Trockenen nachgebaut.

Isarmodell der TU Münchenr Bild vergrössern Isarmodell der TU München

Die Ergebnisse aus dem Modellversuch lieferten schließlich wichtige Vorgaben für die endgültige Planung.

Übersichtplan Bild vergrössern Übersichtplan

Das neue Seitengewässer wird oberhalb der Reichenbachbrücke über ein geöffnetes Brückenfeld mit einer aufgelösten Rampe in die „Kleine Isar“ übergeführt. Auf diese Weise wurde die sogenannte biologische Durchgängigkeit in der Isar, d. h. die Durchwanderbarkeit für Fische und Wasserkleinstlebewesen, wiederhergestellt.

Eine Pfeilerinsel trennt nun in Verlängerung des vorhandenen Corneliusstreichwehrs „Große und Kleine Isar“ voneinander. Die Höhenlage und Form dieses Trennbauwerks wurden aus dem Ergebnis des Modellversuchs entwickelt. Beim Übergang in die „Kleine Isar“ lädt eine großzügige Stufenlandschaft zum Erholen und Verweilen ein.

Erkenntnisse und Erfahrungen aus bereits umgesetzten Bauabschnitten waren für die Planung hilfreich. Insbesondere die Bauweise der Ufersicherungen und der Blockstufen hatten sich dort bestens bewährt und prägten auch den letzten Bauabschnitt mit. In der „Großen Isar“ wurden unter der Wasserlinie Störsteine und Steingruppen eingebracht. Durch diese entstehen vielfältige Strömungen mit hohen Fließgeschwindig-keiten im Wechsel mit Strömungsschatten als Ruhezonen für die Fische. Zusätzlich wurde an geeigneten Stellen Totholz eingebaut.

In zahlreichen Gesprächen während des Planungsverlaufs und im Vorfeld des Plangenehmigungsverfahrens brachten alle Beteiligten aus Projektpartnern, Planern, Verbänden und Bezirksausschüssen ihr Fachwissen und ihre Zielvorstellungen ein.

Die Gesamtkosten für die Umsetzung des Isar-Plans beliefen sich auf rund 35 Mio. Euro, wobei die Stadt München davon 45 % und der Freistaat Bayern 55 % trugen.

 

Die Verbesserung der Erholungsfunktion war ein wesentlicher Bestandteil der Planungen. Informationen zum Baden in der Isar finden Sie hier: