Vorbeugender Hochwasserschutz und Gewässerentwicklung an der Mittleren Isar

Sohlstützung Achering – Freising mit Uferrückbau

Noch im Jahre 1926 lag die Sohle der Isar bei Achering fünf bis sechs Meter höher als heute. Bis zu zehn Zentimeter pro Jahr tiefte sich der Fluss unterhalb der Schwelle bei Achering ein, was auch zur Absenkung der Grundwasserstände in den umliegenden Flussauen führt. Diese zeichnen sich als Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten durch trockene, aber eben gerade auch durch feuchte und durchnässte Standorte aus. Zudem besteht die Gefahr eines Sohldurchschlags bei großen Abflussmengen, z.B. im Hochwasserfall, bei welchen die Sohle in den tertiären Schichten bis zu einem Meter auf einmal einbrechen kann.

Dieser Eintiefungstendenz wurde vom Münchner Norden bis zur Schwelle bei Achering bereits mit Hilfe von Stützbauwerken, zumeist Sohlrampen, entgegengewirkt. Das bewährte Verfahren sollte auch im weiteren Verlauf angewandt werden und durch den Einbau von neun Sohlgleiten auf vier Kilometer zwischen Achering und Freising die Sohle der Isar stabilisieren. Die erste dieser Sohlgleiten wurde auf Höhe Eggertshof im Winter 2016/17 realisiert.

Zusätzlich wurde der bestehende Längsverbau, das „Korsett“, am rechten Ufer teilweise zurückgebaut, wodurch der Isar zusätzlich Geschiebe durch Seitenerosion zugeführt werden kann. Insgesamt soll sich dadurch das Gewässerbett verbreitern, was wiederum der Eintiefung entgegenwirkt. Die vorhandene Ufersicherung aus Wasserbausteinen wurde nach ihrer Entfernung als strömungslenkendes Element, z.B. in Form von Steinbuhnen oder als Strukturelement im Gewässerbett, wieder eingebaut. Dadurch soll die gewünschte Seitenerosion beschleunigt werden. Die weitere, natürliche Gewässerentwicklung wird den dynamischen Erosionsprozessen überlassen.

Das Junihochwasser von 2013 führte zu einer starken Seiten- und Tiefenerosion und gefährdete die Standsicherheit der bestehenden Acheringer Schwelle erheblich. Die Isar grub sich unterhalb der Rampe über acht Meter tief in ihr Flussbett ein. Deshalb wurde, vor Beginn des Neubaus der Sohlgleiten, die Acheringer Schwelle durch das Verfüllen mit rund 28.000 Tonnen Wasserbausteinen instandgesetzt. Die weiteren Arbeiten sahen das Errichten einer Sohlrampe vor, wodurch die Durchgängigkeit für Fische und Kleinlebewesen dauerhaft gewährleistet wird. Insgesamt ist es Ziel der Maßnahme, durch die in einem 400-Meter-Abstand errichteten Sohlgleiten, das Niveau von Sohle und Wasserspiegel vor dem Pfingsthochwasser 1999 wieder herzustellen. Zur Überwachung der Änderungen im Grundwasserspiegel im Zusammenhang mit den genannten Maßnahmen wurden bereits fünf Grundwassermessstellen errichtet.

Im Rahmen des Vertrages zwischen dem Freistaat Bayern und der E.ON Wasserkraft GmbH (EWK) vom Juni 2001 verpflichtet sich die EWK, 75 % der Kosten für die Umsetzung des Gewässerentwicklungskonzepts (GEK) Mittlere Isar zu übernehmen. Im GEK ist zwar lediglich die Entfernung des Uferverbaus vorgesehen, jedoch entsprechen auch die Sohlgleiten, welche hier zwar nicht explizit erwähnt werden, den Zielen des GEK. Die Gesamtkosten belaufen sich auf ca. 3 Millionen Euro.

Uferweg bei Achering Bild vergrössern Uferweg bei Achering