Hochwasserschutz für Erding
Ausgangssituation
Drei Ortsteile der Stadt Erding - Altenerding, Langengeisling sowie Bergham/Aufhausen - waren stark vom Hochwasser im Juni 2013 betroffen. Unmittelbar danach wurde mit den Hochwasserschutzplanungen begonnen.
Überschwemmtes Gewerbegebiet, Hochwasser 2013
Verfahrensstand
- Für das Teilbauvorhaben Bergham wurde Ende 2022 die Planfeststellung beantragt. Hierzu wird seitens des Landratsamtes ein sogenannter Erörterungstermin festgesetzt, bei dem alle Fragen und Bedenken der Einwender diskutiert werden.
- Das Planfeststellungsverfahren für den kompletten Stadtbereich einschließlich Altenerding wird voraus-sichtlich noch 2024 beim Landratsamt eingereicht.
- Die Hochwasserschutzplanung für Langengeisling ist derzeit wegen der Beeinflussung durch das Planfeststellungsverfahren der Bahn (Ringschluss) zurückgestellt. Es wird das Ergebnis dieser Planfeststellung abgewartet.
Hochwasserschutz - Planung und Umsetzung
Hochwasserschutz kann auf verschiedene Art und Weise erreicht werden:
- Schutz durch Deiche und Mauern
- Rückhalt in Speichern, Flutpoldern und Rückhaltebecken
- Umleiten in Flutmulden.
In Erding nutzt man mit dem Saubach, der am Stadtwehr beschickt wird, seit Jahrzehnten die Möglichkeit des Umleitens, große Teile des Hochwasserabflusses werden um die Stadt herumgeführt. Das Hochwasser 2013 hat aber gezeigt, dass das allein nicht reicht.
Im Rahmen der Vorentwurfsplanung für den verbesserten Hochwasserschutz für Erding wurden vier Varianten vertieft untersucht:
- 1: Innerstädtische Schutzanlagen, mit Deichen und Mauern (sog. Lineare Variante)
- 2: Großes Hochwasserrückhaltebecken bei Niederwörth und begrenzten innerstädtischen Schutzanlagen
- 3: Kleineres Hochwasserrückhaltebecken, kombiniert mit innerstädtischen Schutzanlagen
- 4: Dezentrale Rückhaltebecken mit innerstädtischen Schutzanlagen
Die Auswahl der Vorzugsvariante
Variante 1 wurde aufgrund folgender Vorteile gegenüber den anderen Varianten als Vorzugsvariante gewählt:
- wirtschaftlichste Lösung im Sinne aller Steuerzahler
- geringste Betriebs- und Unterhaltungskosten
- geringere Inanspruchnahme landwirtschaftlicher Flächen
- geringste Inanspruchnahme von Flächen in anderen Gemeindegebieten
- keine Verlagerung der Nachteile auf Oberlieger (ohne Nutzen)
- geringere Betroffenheit beim Schutzgut Boden
- geringster Verlust natürlicher Rückhalteflächen
- einfache Handhabung im Hochwasserfall.
Des Weiteren muss die Entscheidung einer gerichtlichen Überprüfung standhalten.
Variante 1 - Innerstädtische Schutzanlagen mit Deichen und Mauern
Der Hochwasserschutz für Erding wird für einen Abfluss von 90 m³/s bemessen. Das entspricht einem Hochwasserereignis, welches statistisch einmal in 100 Jahren auftritt und im Fachjargon HQ100 genannt wird. Darin enthalten ist ein Zuschlag, der den künftig durch den Klimawandel höheren Abflüssen Rechnung trägt. Zum Vergleich: Beim Hochwasser 2013 wurde ein Abfluss von 80 m³/s aufgezeichnet. Die Höhe der Schutzanlagen sichert gegen den errechneten Wasserstand und einem sogenannten Freibord. Der Freibord dient dazu, Wellengang, Windstau oder Aufstauungen durch Treibgut aufzufangen. Zum Schutz von Bebauung und Infrastruktur kommen folgende Elemente zum Einsatz:
- Deiche und Schutzwände, wo das Wasser breit über die Ufer tritt
- Geländemodellierung zur Sicherung des Freibords
- Objektschutz für einzelne betroffene Anwesen
Die Schutzmaßnahmen im Detail
Bergham/Aufhausen
In Bergham/Aufhausen wird ein 600 m langer Deich zwischen S-Bahn und Pretzener Straße errichtet. Er schützt das Gewerbegebiet und ist zwischen 1,1 und 1,5 Meter hoch. Für den Moosgraben wird ein Durchlassbauwerk errichtet, das im Normalfall offen und durchgängig ist und nur im Hochwasserfall geschlossen wird.
Altenerding
In Altenerding werden südlich der Ardeobrücke beidseits der Sempt Hochwasserschutzwände errichtet. Die beengten Verhältnisse lassen keine andere Bauweise zu. Die Wände werden zwischen 0,4 und 1,45 Meter hoch. Die konkrete Gestaltung haben wir soweit möglich mit den Eigentümern der Grundstücke abgestimmt. An zwei Stellen wird für besonders nah am Wasser stehende Gebäude ein Objektschutz notwendig. Im Bereich vor der Ardeobrücke ist es ausreichend, mit einer Geländemodellierung zu arbeiten.
Nördlich der Ardeobrücke werden vor allem rechtsseitig noch einmal Hochwasserschutzwände vorgesehen. Sie sind zwischen 0,45 und 0,95 Meter hoch. Im übrigen Bereich ist es ausreichend, mit Geländemodellierungen zu arbeiten.
Erding
Ab dem Stadtwehr wird der größte Teil des Hochwasserabflusses über den Saubach abgeführt. Auch hier muss an einigen Stellen nachgebessert werden. Direkt unterhalb des Wehres werden deshalb Hochwasserschutzwände und Objektschutzmaßnahmen eingeplant. Auch im weiteren Verlauf zwischen Münchener und Freisinger Straße sind noch einzelne Anwesen mit Objektschutz zu schützen bzw. im Bereich der Krankenhausstraße eine Geländemodellierung notwendig.
Am nördlichen Ortsausgang von Erding wird im Bereich der Franz-Xaver-Stahl-Straße eine Schutzwand mit 0,95 m Höhe gebraucht. Die Schutzwand auf der rechten Seite senkrecht zur Fließrichtung der Sempt verhindert, dass das Wasser in Richtung der dort befindlichen Trafostation fließt. Auch die Objektschutzmaßnahmen dienen dem Schutz dieser Anlage und einer Lagerhalle.
Langengeisling
Auch Langengeisling muss noch vor dem austretenden Abfluss des Saubachs geschützt werden. Die Schutzwand und die Deiche rücken ganz an die Bebauung bei der Fehlbachstraße heran. Dies ist notwendig, um keinen Rückhalteraum zu verlieren. Die Höhe der Bauwerke variiert zwischen 0,5 Meter im Süden bis zu 1,35 m am Nordrand der Siedlung. Der Hochwasserschutz für Langengeisling wurde wegen des schon laufenden Planfeststellungsverfahrens der Bahn (Ringschluss) zurückgestellt. Dieses Vorhaben beeinflusst die künftigen Hochwasserspiegellagen was derzeit eine ordnungsgemäße Planung des Hochwasserschutzes für Langengeisling erschwert.
Maßnahmen zur Binnenentwässerung
Da auch während eines ablaufenden Hochwassers hinter den Deichen und Schutzwänden Wasser Richtung Sempt fließen kann, ist es notwendig, eine sogenannte Binnenentwässerung vorzusehen, die dieses Wasser abführt. Andernfalls könnten hinter den Deichen Aufstauungen entstehen und zu Schäden führen. Dazu werden Sickerleitungen verlegt, die dieses Wasser sammeln und zu einem Pumpwerk führen. Dieses Pumpwerk hebt das Wasser in die Sempt. Auch für Kanäle werden Vorkehrungen getroffen.
Kosten des linearen Ausbaus (Stand 2020)
- Baukosten: 16,98 Mio. €
- Unterhalt und Betrieb: 3,27 Mio. €
- Gesamtkosten: 20,25 Mio. €
Nähere Informationen können Sie dem Erläuterungsbericht des beauftragten Ingenieurbüros zu den Planungen entnehmen: