Der Isar-Plan
Projekt-Information
- Gewässer: Isar, Gewässer I. Ordnung
- Bemessungsabfluss HQ 1.100 m³/s
- Bauzeit: 2000 bis 2011
- Gemeinschaftsprojekt der Landeshauptstadt München und des Freistaats Bayern (vertreten durch das WWA München)
- Die Gesamtkosten für die Umsetzung des Isar-Plans beliefen sich auf rund 35 Mio. Euro, wobei die Stadt München davon 45 % und der Freistaat Bayern 55 % trugen.
"Neues Leben für die Isar"
Vom Wildfluss zum „Kulturfluss“…..
Mitte des 19. Jahrhunderts begann der systematische Ausbau der Isar – die Ufer wurden befestigt und der unbändige Fluss in ein kanalartiges Korsett gezwungen. Mit Beginn der Wasserkraftnutzung seit Anfang des 20. Jahrhunderts waren weitere regulierende Maßnahmen nötig. Vom Charakter des ursprünglichen Wildflusses war nicht mehr viel übrig.
… und wieder ein gutes Stück zurück.
In den 80er-Jahren konkretisierte sich allmählich ein Umdenkprozess. Die Renaturierung der Isar wurde zum Thema, der sogenannte Isar-Plan geboren.
Die Hauptziele des Isar-Plans waren:
- die naturnahe Umgestaltung der Isar
- die Verbesserung der Hochwassersicherheit sowie
- die Verbesserung der Erholungsfunktion.
Der Isar-Plan ist ein Gemeinschaftsprojekt der Landeshauptstadt München und des Freistaates Bayern, vertreten durch das Wasserwirtschaftsamt München.
Auf einer Strecke von 8 Kilometern wurde die Isar zwischen der Wehranlage Großhesselohe und dem Deutschen Museum naturnah umgestaltet, nebenbei erhalten die Münchner auf diese Weise einen modernen Hochwasserschutz.
Übersichtsplan Innenstadt Isar-Plan
Die Umsetzung
Ab dem Jahr 2000 ging es los mit den Baumaßnahmen. Pilotstrecke war der Abschnitt unterhalb der Großhesseloher Brücke. In den Folgejahren ließ die Natur mit ihrem Grün mehr und mehr die Spuren der baulichen Aktivitäten vergessen. Die wieder aufblühenden Hochwasserwiesen erfreuen seitdem Spaziergänger, Jogger und „Walker“. Flache Kiesufer laden zum Verweilen und Sonnenbaden ein. Auf den Freitreppen der Wittelsbacherbrücke am Ostufer ist bei schönem Wetter kaum ein Plätzchen zu ergattern.
Die Weideninsel
Anfang 2009 wurde der vorletzte Abschnitt mit seinem Highlight, der Weideninsel, vollendet. Die schönen alten Weiden am Ufer der Isar wurden nach dem Willen der Bürgerschaft erhalten. Sie zieren jetzt eine Insel, die ein neuer Nebenarm der Isar vom Ufer trennt. Vom Flachufer gegenüber lässt sich das neue Ambiente von Treppenstufen aus genießen.
Auch für die Verbesserung der Lebensräume im Fluss haben die Projektverantwortlichen viel getan. Zahlreiche Fischunterstände und Quartiere für weitere Wasserlebewesen am „ehemaligen“ Isarufer zeugen für einen sensiblen Umgang der Wasserbauer mit dem kühlen Nass. Entlang des unwiderruflich hart verbauten Westufers bereichern Steinwürfe die Unterwasserwelt. Nester aus Steinen und Wurzelstöcken bieten Unterschlupf und Wohnstuben für Jungfische. Mehr als 400 Tonnen Wasserbausteine wurden hierfür unter der Wasserlinie eingebaut.
Das Finale
Die lang ersehnte Umsetzung des letzten Isar-Plan-Abschnitts begann Anfang November 2010 und konnte Anfang Juni 2011 abgeschlossen werden. Damit wurde ein großartiges und einmaliges Projekt, das mit den ersten Umgestaltungen 11 Jahre zuvor an der Isar im südlichen Stadtgebiet von München seinen Anfang nahm, vollendet. Ein Jahr der Baupause war nötig, um den letzten, technisch anspruchsvollsten Teil südlich des Deutschen Museums zu planen und unter den Beteiligten abzustimmen. Hier treffen wie in keinem vorherigen Bauabschnitt vielfältige Interessen und Nutzungen in besonderer Weise zusammen. Als innerstädtischer Abschnitt hat das Stadtbild mit seinen Denkmal geschützten Brücken einen besonderen Stellenwert. Auch die Ansprüche an Freizeit und Erholung sind durch die Vielzahl Erholungssuchender in der Stadt in besonderem Maße zu berücksichtigen. Gleichwohl hat gerade dieser Abschnitt mit seiner Lage nahe der Innenstadt einen besonderen Stellenwert für das Zusammenspiel von Mensch und Natur.
Die besondere Herausforderung, die der letzte Bauabschnitt an die Planer stellte, lag in der Aufteilung des Isarwassers in „Große und Kleine Isar“. Dabei müssen sowohl den Anforderungen an einen ausreichenden Hochwasserschutz als auch den besonderen Bedingungen der „Kleinen Isar“ Rechnung getragen werden.
Nachdem numerische Berechnungen die Strömungsverhältnisse und den Geschiebetransport nicht ausreichend abbilden konnten, wurden an der Versuchsanstalt für Wasserbau in Obernach der Technischen Universität München in Zusammenarbeit mit der Universität Innsbruck mittels eines physikalischen Modellversuchs die Gerinnestrukturen optimiert.
Die komplizierten Strömungsverhältnisse und der dynamische Geschiebetransport wurden mit einem Modell im Maßstab 1:20 simuliert. Die „100-Meter-Isar“ mitsamt den Brücken wurde dabei originalgetreu und überdacht im Trockenen nachgebaut.
Die Ergebnisse aus dem Modellversuch lieferten schließlich wichtige Vorgaben für die endgültige Planung.
Das neue Seitengewässer wird oberhalb der Reichenbachbrücke über ein geöffnetes Brückenfeld mit einer aufgelösten Rampe in die „Kleine Isar“ übergeführt. Auf diese Weise wurde die sogenannte biologische Durchgängigkeit in der Isar, d. h. die Durchwanderbarkeit für Fische und Wasserkleinstlebewesen, wiederhergestellt. Eine Pfeilerinsel trennt nun in Verlängerung des vorhandenen Corneliusstreichwehrs „Große und Kleine Isar“ voneinander. Die Höhenlage und Form dieses Trennbauwerks wurden aus dem Ergebnis des Modellversuchs entwickelt. Beim Übergang in die „Kleine Isar“ lädt eine großzügige Stufenlandschaft zum Erholen und Verweilen ein.
Erkenntnisse und Erfahrungen aus bereits umgesetzten Bauabschnitten waren für die Planung hilfreich. Insbesondere die Bauweise der Ufersicherungen und der Blockstufen hatten sich dort bestens bewährt und prägten auch den letzten Bauabschnitt mit. In der „Großen Isar“ wurden unter der Wasserlinie Störsteine und Steingruppen eingebracht. Durch diese entstehen vielfältige Strömungen mit hohen Fließgeschwindigkeiten im Wechsel mit Strömungsschatten als Ruhezonen für die Fische. Zusätzlich wurde an geeigneten Stellen Totholz eingebaut.
In zahlreichen Gesprächen während des Planungsverlaufs und im Vorfeld des Plangenehmigungsverfahrens brachten alle Beteiligten aus Projektpartnern, Planern, Verbänden und Bezirksausschüssen ihr Fachwissen und ihre Zielvorstellungen ein.
Bis heute erreichen uns Anfragen aus aller Welt zum Projekt Isar-Plan - München wird beneidet um seinen erlebbaren Fluss mitten in der Großstadt.